Blatzheimer Geschichte und Geschichten
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Freiwillige Feuerwehr, seit 1900


Vorgeschichte - Blatzheimer Feuerwehren bis 1900

im Jahre 1980 schrieb der Journalist Hans-Peter Orth in seinem Vorwort zum Buch "Feuerwehr in der Geschichte": "Noch vor zehn Jahren wußte ich von der Feuerwehr nicht mehr, als daß es einen Leiterwagen und einen Spritzenwagen gibt. Meinte, daß Feuerwehrmänner auf der Wache immer Skat spielen, Bier trinken und bei Alarm über blankpolierte Stangen in die Remise rutschen." Genährt werden könnten solche Urteile oder Vorurteile, wenn man in der Geschichte der Blatzheimer Wehr blättert und dort für den 27. Januar 1926 liest: "Herr Karl Konen dankte der Wehr für das Erscheinen beim Brande seiner Fruchtbarmen und stiftete der Wehr 5 Liter Weinbrand und einige Kisten Zigarren." Und für den 13. Oktober 1928 wurde zur Mitgliederversammlung mit dem TOP 4 "Löschung eines Fasses Bier" und dem TOP 5 "Erledigung der dazugehörigen Schnittchen" eingeladen. Bier und Schnittchen waren vom Baron von Loe gestiftet worden "als Dank für die Hilfeleistung bei dem Brande der Feldscheune am 12. September 1928."

Nach seinen Recherchen für sein Buch muss der Journalist Orth sein Urteil revidieren: voller Hochachtung spricht er von der Arbeit der Wehren, hebt den Ausbildungsstand, ihre Kompetenz und ihr Können, ihr Gespür für Mitmensch- lichkeit und Nächstenliebe, ihren tatkräftigen Einsatz hervor. Er schließt sein Vorwort mit einer Reverenz an alle Männer, "die beruflich oder freiwillig Leben, Gesundheit und Freizeit zum Wohle und Schutz von uns Bürgern einsetzen."

Und der kurze Ausblick in die Anfänge der Blatzheimer Wehr zeigt uns, dass die freiwilligen Wehrleute kein Entgelt bekommen, die Geschädigten sich jedoch erkenntlich zeigen wollten; der Ausblick zeigt uns, dass von Anfang an in der Blatzheimer Wehr Gemeinschaft und Geselligkeit ein hohes Gut waren, und er zeigt uns, dass zunächst im Vordergrund das Löschen von Bränden stand.

Schon seit der Antike wird immer wieder versucht, mit Verordnungen Vorsorge zu treffen gegen die Brandgefahr. Schon im alten Rom gab es offizielle Feuerwehrleute. Feuereimer, Brandäxte, Matrazen und Kissen, die nass gemacht und zum Löschen verwendet wurden, und sogar Feuerspritzen waren die Hilfs- mittel der römischen Feuerwehrleute. Immer wieder kam es im Mittelalter und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts noch zu großen Feuersbrünsten. Aufgrund der Bauweise der Häuser wie Holzbauten, Strohdächer oder offene Herdfeuer und der Lagerung vieler leicht brennbarer Vorräte waren Brände eine alltägliche Gefahr. Ein Brand bewirkte oftmals die Vernichtung eines ganzen Dorfes.

Belegt ist auch für Blatzheim eine große Feuersbrunst. Am 26. Mai 1795 brannten 74 Häuser nieder; und die alte Blatzheimer Pfarrkirche fiel mit Ausnahme des Turmes dem Feuer zum Opfer. Kurze Zeit später gab es eine neue Feuerordnung für den Kreis Bergheim. Darin hieß es: "Um bei dem Ausbruche eines Feuers der schleunigsten Hülfe versichert zu sein, sowie zur zweckmäßigen Leitung der Löschanstalten und der Maßregeln für die Rettung der Menschen und des Eigenthums, soll bei jeder Gemeinde-Feuerspritze ein Brandkorps errichtet werden." Der Blatzheimer Bürgermeister Matthias Rey befolgte die Verordnung umgehend. Für Blatzheim, Bergerhausen und Niederbolheim wurden am 27. Februar 1836 drei Brandkorps gegründet, das Blatzheimer Brandkorps bestehend aus 58, das Bergerhausener aus 18 und das Niederbolheimer aus 17 Männern. Die Ausrüstung bestand aus einer Spritze, die bei der Blatzheimer Feuerlösch-Companie - wie es damals hieß - verblieb; die Bergerhausener und Niederbolheimer Companie hatten als technische Ausrüstung Leitern, Haken und Eimer. 1841 erhielt Blatzheim eine neue Spritze, die alte ging nach Niederbolheim.

Am 10. 1. 1897 gab es wiederum einen "großen Brand zu Blatzheim", und zwar bei den Familien Scheer und Schüller - heute Dürener Str. 330 und 332. Eine Scheune fiel dem Feuer völlig zum Opfer. Dieser Brand war wohl letztlich ausschlaggebend dafür, dass sich einige Männer zusammensetzten und die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr beschlossen, der Bürger-Feuerwehr, wie es ursprünglich hieß.


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