Blatzheimer Geschichte und Geschichten
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VDK Blatzheim
Festrede zum 60-jährigen Jubiläum

von Bernhard Ripp
aus einer Rede anlässlich des 60jährigen Bestehens
des VDK Blatzheim


Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrter Herr Streit, lieber Herr Servos, liebe Gäste, lieber Herr Lerschmacher!

Gerne habe ich die Schirmherrschaft über das 60jährige Gründungsjubiläum des VdK-Ortsverbandes Blatzheim übernommen, zumal ich selbst schon 36 Jahre Mitglied des Blatzheimer Ortsverbandes bin.

60 Jahre sind eine lange Zeit. Versuchen wir uns einmal in das Jahr 1947 zurückzuversetzen.

Da hieß es z. B. am 23. September 1947 in der Kölnischen Rundschau: "Wer kennt den Obergefreiten Paul Landerer … Ehemalige Feldpostnummer 38615D. Nachricht erbeten an Elfriede Landerer." Die leidvolle Sorge einer Mutter, einer Ehefrau, einer Witwe war an der Tagesordnung.

Oder in einer amtlichen Mitteilung vom selben Tage hieß es: "Auf Anordnung der Landesregierung findet vom 22. 9. - 11. 10. 1947 eine Erfassung der Kriegsgefangenen, Wehrmachtsvermissten und Zivilvermissten statt." usw. usw.

Zu dieser Zeit war noch immer über 1 Million ehemaliger Wehrmachtsangehöriger in Kriegsgefangenschaft oder galt als vermisst.

Ich erinnere an die Kältewelle der ersten Monate des Jahre 1947. Bei Temperaturen von 20 ° unter Null war sogar der Rhein auf einer Länge von 40 km zugefroren. Der strenge Frost trug noch weiter zur Gefährdung der Versorgung der Bevölkerung bei. Hunger war die Folge. Und das Zusammentreffen von Kälte, Hunger und Energiemangel forderte eine hohe Zahl von Opfern.

Auch Weihnachten 1947 herrschten noch Hunger, Kälte und Not. Weihnachten war für viele ein trauriges Fest, zumal wenn viele alleine in der ungeheizten Wohnung saßen. Manche Familien hatten Glück und erhielten eines der begehrten Care-Pakete aus den USA. Andere mussten versuchen, mit dem auszukommen, was auf Lebensmittelkarten zu erhalten oder auf dem Land zu organisieren war.

In dieser Situation des Hungers, des Elends, des Wartens, der Ungewissheit gab es auch in Blatzheim Männer und Frauen, die oftmals trotz eigenen Leids sich zusammentaten, um zu trösten und zu helfen, um die Sorgen - soweit überhaupt möglich - zu lindern. Im Gründungsprotokoll - so berichtet es Jakob Dohmen anlässlich des 40jährigen Jubiläums - seien als Aufgaben die Linderung materieller Not sowie die Ermittlung von Gefallenen und Vermissten aufgeführt.

Zur Linderung materieller Not gingen in den ersten Jahren - zumal zu Weihnachten - Spenden der Blatzheimer Bauern und Handwerker ein, z. B. Mehl, Butter und Geldspenden. Sogar die Brikettfabriken Karl, Wachtberg und Hubertus spendeten den Blatzheimern bei der Gründung je 100 Zentner Brikett, die das Mitglied Fieseler mit seinem Wagen abholte. Verteilt wurden die Brikett dann mit Handwagen. Beim Tanz in den Mai des Jahres 1949 konnte der erste Vorsitzende des Vereins, Herr Gerhard Großmann, 121 Mark durch die Erhebung eines Obolus in Empfang nehmen.

Wichtig war auch, dass der VdK mit seinen Aktivitäten im geselligen Bereich den Alleinstehenden Angebote machen konnte. Genauso wichtig war es, den einzelnen immer wieder beim Ausfüllen von Formularen zu helfen oder sie zum entsprechenden Amt zu begleiten.

Auch wenn heute der Trost, die Hilfe der ersten Jahrzehnte der Arbeit des VdK zum großen Teil nicht mehr notwendig zu sein scheinen, ist dennoch weiterhin Hilfe notwendig - im persönlichen wie im gesellschaftlichen Bereich. Und diese Arbeit verrichtet auch heute noch der VdK-Blatzheim in hervorragender Weise.

Dafür gilt es allen aktiven Mitgliedern, vor allem den Mitgliedern des Vorstandes zu danken. Es gilt, sich dankbar an Gerhard Großmann zu erinnern, der bis 1957 der erste Vorsitzende des Verbandes war. Es gilt, nochmals Alois Koblbauer zu danken, der schon beim ersten Vorstand 1947 aktiv dabei war und nach Gerhard Großmann bis 1993 37 Jahre lang das Amt des Vorsitzenden "mit großem Erfolg und Zielstrebigkeit", wie es in der Festschrift heißt, inne hatte. Und es gilt Matthias Lerschmacher zu danken, der seit 1993 mit größtem Engagement und Einsatz den VdK-Blatzheim leitet. Abschließend betone ich noch einmal, es gilt allen zu danken, die geholfen haben und helfen, die Nächstenliebe im wahrsten Sinne des Wortes praktiziert haben und praktizieren.

Lieber Herr Lerschmacher, Ihnen und uns allen herzlichen Glückwunsch zum heutigen Jubiläum, das zu Recht gefeiert wird.