Blatzheimer Geschichte und Geschichten
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KG Knollebuure 1982 e.V.


Die Gründung des Vereins


Liebe Gäste,

Herr Bürgermeister,

Herr Präsident,

lev Knollebuure,

oder für jene, die der heimischen Sprache nicht so mächtig sind,

liebe Rübenbauernfamilie!

Zunächst herzlichen Glückwunsch zum doppelten närrischen Jubiläum.

Wie Sie sicher alle wissen, beging die UNO in dieser Woche den "Weltbauerntag".

Was liegt also näher, das Jubiläum einer Rübenbauernfamilie genau in diesem Zeitraum zu feiern. Dabei spielt es keine Rolle, ob die UNO diesen Gedenktag zum Jubiläum der Knollebuure ausgerufen hat oder ob der Vorstand diesen Termin nur besonders geschickt gewählt hat, was wohl näher liegt, denn, wie die noch junge, dynamische Geschichte der Gesellschaft zeigt, hat alles, was die Knollebuure angepackt haben, viel Geschick.

Im Lexikon ist vermerkt, "eine Knolle ist ein fleischiges, verdicktes Organ von Pflanzen, das meist unter der Erde wächst". Anders dagegen die Spezies Knollebuure. Sie gehen zum Lachen nicht unter die Erde, sprich in den Keller, was man von manch anderen Karnevalisten behauptet. Die Knollebuure trifft man auf der Straße und in den Sälen, um sich und besonders uns viel "Spaß an der Freud" zu bereiten.

In einem Zitat heißt es: "Der Humor ist keine Gabe des Geistes. Es ist eine Gabe des Herzens."

Die Knollebuure haben in diesem Sinne das Herz am richtigen Fleck und nennen sich zu Recht: "Ein Verein mit Herz für jung und alt".

Wenn man auf 2 mal 11 Jahre und die Entstehungsgeschichte der Knollebuure zurückblickt fragt man sich, was hat vor 22 Jahren die Gründer des Vereins wohl bewegt, eine neue Karnevalsgesellschaft ins Leben zu rufen.

Wenn man einen alten Lateiner in der Familie hat, greift man dabei gerne auf die Herkunft des Wortes Karneval zurück. Ich glaube zwar kaum, dass jemand der Gründer darüber nachgedacht hat, ob Karneval nun vom lateinischen "carrus navalis" abstammt und auf einen festlichen Umzug zur Römerzeit hindeutet, oder ob es eher vom Wort "carne vale" abstammt, was soviel bedeutet wie "Fleisch leb wohl" und mit dem erlaubten Austoben vor der Fastenzeit in Verbindung gebracht wird.

"Fleisch leb wohl", kann man natürlich auch mit einer Beerdigung in Verbindung bringen.

Und so geschah es in der Tat im Oktober 1982.

Nach einer Beerdigung wollten einige junge Herren nach guter alter Sitte beim "Hasen" noch ein Bierchen trinken, sozusagen das "Fell versaufen", aber die damalige Gaststätte "In der Tenk" neben der Kirche hatte geschlossen, und so fuhr man nach Niederbolheim zur F104, wo gemeinsam mit Gastwirt Peter Esser, besser bekannt als "die Naas", die Idee zum Karnevalsverein geboren wurde. Die weiteren Schritte - nach dem wievielten Bierchen auch immer - wurden gleich mit geplant.

Und dann verlief alles ganz schnell. Schon am 2. November wurde in der F104 die KG Knollebuure gegründet. Von den 12 Gründern sind Theo und Hans-Peter Schneppenheim, Heinz-Albert und Hermann-Josef Pingen sowie Mechthild und Richard Kuntze heute noch im Verein.

Viele erinnern sich vielleicht an das Jahr 1982: Helmut Kohl wird erstmals zum Kanzler gewählt. ET - der Außerirdische - feiert Millionenerfolge im Kino. Deutschland wird Zweiter bei der WM und der FC ist noch wer und wird ebenfalls Vize-Meister. Der Sommer ist von Mai bis September durchgehend sonnig. Die Volkswirtschaft feiert ein Hoch in den Gastwirtschaften. Die Rübenbauern verzeichnen eine Rekordernte. Die Grünen ziehen erstmals mit Turnschuhen, Wollpullover und Häkelnadel in die Parlamente ein.

In dieser Zeit von Euphorie einerseits und Protest gegen die Etablierten andererseits gründen in Niederbolheim ein paar Jecke einen Karnevalsverein.

War das nun strategisch gedacht? Blatzheim von außen zu erobern?

Blatzheim hatte ja mit der KG-Neffelschiffer einen Karnevalsverein und auch tolle Karnevalssitzungen der Vereinigten Ortsvereine, VOB genannt. Selbst Niederbolheim hatte eine Dorfgemeinschaft und einen eigenen Karnevalszug am Veilchendienstag.

War da auch so etwas wie "Aufstand gegen die Etablierten" zu spüren?

Vielleicht? Aber eigentlich wollten sie nur Nischen besetzen, die noch nicht besetzt waren, um so das kulturelle Angebot - besonders in der närrischen Zeit - zu bereichern. Und das gelang ihnen mit Bravour.

Statt Turnschuhe, Wollpullover und Häkelnadel, war die Knolle ihr Aushängesymbol und zusätzlich gaben sie sich eine schmucke grün-weiße Uniform.

Die Vereinsfarbe grün-weiß, kam sicher nicht von ungefähr. Waren doch die Hauptakteure zusätzlich bei den Schützen oder bei der Polizei aktiv. So brauchte man sich zumindest farblich nicht groß umzustellen. Und manch einer sagte: "Die sammeln sicher grüne Uniformen." Aber im Gegensatz zu den anderen grün Uniformierten, haben sie sich nicht bewaffnet. Man erkannte also sofort die friedlichen Absichten.

Wie es zum Namen "Knollebuure" kam, ist wissenschaftlich noch nicht erforscht. "Ich glaube, Peter Esser hatte die Idee", sagte Vorsitzender Hans-Peter Schneppenheim. Grundlagen für diesen Namen gibt es natürlich genug: Der Name "Knollejupp" für Josef Stellenwerk war schon geprägt. Die Knolle ist als wertvolle Frucht in der Kölner Bucht bekannt und besonders in Niederbolheim, wo der Anteil der Bauern an der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch ist und wo mit Jan Kirsch der Präsident der deutschen Rübenbauernverbände beheimatet ist. Der Bauer ist zusätzlich die Schutzfigur des Dreigestirns; der Bauer als Trumpfkarte im Kartenspiel. Und so entwickelten sich unsere Knollebuure schnell als Trumpfkarte im rheinischen Karneval.

Bei ihren ersten öffentlichen Auftritten mit grüner Narrenkappe im etablierten Blatzheimer Karneval fielen sie natürlich auf und wurden hier und da auch etwas argwöhnisch betrachtet, so wie ET, der Außerirdische.

Sicher haben auch manche gedacht: "Knollen sind einjährige Früchte, die überstehen den Winter nicht." Diese Knollen aber wuchsen und wuchsen und brachten immer neue Früchte, in dem Flächen beackert wurden, die noch brach lagen.

Und so beackerten die Knollebuure zuerst die ungenutzte Zeit im November. In den Beginn der fünften Jahreszeit, in Erinnerung an die alte Blatzheimer Kirmes legten sie den Termin ihrer Sessionssitzung auf den Tag vor Buß- und Bettag.

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