Blatzheimer Geschichte und Geschichten
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Freiwillige Feuerwehr, seit 1900


Geschichte bis 1945

Es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Freiwillige Feuerwehr Blatzheim endgültig durchsetzen konnte. Schon am 15. Juli 1906 stand auf der Tagesordnung "Auflösung der Wehr". Bei der Abstimmung stimmten 3 für die Auflösung, 15 für die Beibehaltung. Interessant ist der Grund für diese Krise: "Die Mitglieder erklärten, daß das überflüssige Exerzieren fortfallen und nur die zur Bedienung der Gerätschaften erforderlichen Übungen stattfinden sollen." Denn vor allem in den Wintermonaten war in Sälen der Drill geübt worden. - Ich muss sagen, sehr mutig waren die Blatzheimer schon damals! - . Trotz dieses Beschlusses erfüllte die Freiwillige Wehr nach einem Bericht des Bürgermeisters 1907 ihren Zweck nicht. So wurde am 1. Juli 1907 in Blatzheim eine Pflicht-Feuerwehr eingerichtet - jedoch nur kurz. Denn am 10. Dezember 1908 wurde die Freiwillige Feuerwehr Blatzheim höchstamtlich durch den Regierungspräsidenten anerkannt.

Dass die Männer der Feuerwehr es Ernst meinten, zeigt ihr sofortiger Einsatz für den Bau eines neuen Spritzenhauses. Im Protokoll vom 12. Januar 1902 heißt es: "Auch wünscht der Vorstand, daß ein neues, bequemes und geräumiges Spritzenhaus, und zwar jenseits des Baches in der Nähe der Witwe Esser errichtet werde, weil selbiges dort vor etwaigem Hochwasser geschützt steht." Bereits 9 Monate später wird das neue Spritzenhaus bezogen. Es steht heute noch und wird vom Gartenbauverein genutzt.

Anfang der 50er Jahre wurde dieses Spritzenhaus zu klein. Die Amtsverwaltung Kerpen zahlte 1954 zwar die Material- und Lohnkosten für den Maurermeister Reuter, doch die übrigen Arbeiten verrichteten die Blatzheimer Wehrmänner in Eigenregie. Auch dieses Gerätehaus existiert noch. Es wird vom Blatzheimer DRK genutzt.

Dass die Blatzheimer Feuerwehr auch heute noch sehr gut untergebracht ist, möchte ich als Verdienst unseres ehemaligen Bürgermeisters Jakob Dohmen bezeichnen, der mit dem Gemeinderat die notwendigen Beschlüsse fasste und der u. a. vom ehemaligen Oberbrandmeister und jetzigen Ehrenlöschzugführer Josef Stollenwerk hervorragend unterstützt wurde. Das Haus wurde am Sonntag, dem 1. Dezember 1973 seiner Bestimmung übergeben.

Schon immer war die Beziehung von Wehr und Gemeinde Blatzheim oder Wehr und Stadt Kerpen gut. Die Ratsvertreter wussten und wissen, was sie an ihrer Feuerwehr haben, welche Leistung die Männer für die Gemeinschaft, für Gemeinde oder Stadt erbringen. Dass für diese Leistung auch die Hilfsmittel, sprich Ausrüstung, vorhanden sein muss, ist selbstverständlich. Daher stehen auch immer die notwendigen Mittel zur Verfügung, auch wenn sich manchmal einiges um Jahre verzögerte oder man zur Selbsthilfe greifen musste.

So bekamen die Feuerwehrleute sofort 1902 Dienstuniformen, später auch Paradeuniformen. So wurde 1928 die Feuerspritze in einen Mannschaftswagen für 6 Personen umgebaut. 1928 wurde der Wagen, der vierspännig mit ausgeliehenen Pferden gezogen wurde, der Feuerwehr von Bürgermeister Reichert übergeben. Seitdem fuhr Blatzheims Feuerwehr vierspännig zu Übungen, Festen und Verbandstagen.

1934 wurde die Wehr motorisiert. Sie kaufte aus der eigenen Kasse einen Chrysler und baute ihn zu einem Mannschafts-PKW um. Als dieser Wagen nicht mehr einsatzfähig war, wurde ein alter Polizeiwagen gekauft und umgebaut. Dieses Fahrzeug war während der Bombeneinsätze im Kriege eines der wenigen Motorfahrzeuge im Kreis Bergheim. Mit diesem Fahrzeug war die Blatzheimer Feuerwehr während der letzten Kriegsmonate nahezu ständig im Einsatz, Michael Mausbach, der nach dem Tod von Willi Pingen kommissarisch die Leitung der Wehr übernahm, schilderte die Situation folgendermaßen:

"Über den anderen Tag wurde unsere motorisierte Feuerwehr zu einer Katastrophe gerufen. ... Unser weitester Einsatz war Duisburg ungefähr 100 km ... Die letzten 8 Tage am Kriegsende waren wir mit der Motorspritze, weil kein Leitungswasser vorhanden, jeden Tag im Einsatz. Zu dieser Zeit hatten wir nur noch 4 aktive Feuerwehrleute. Diese waren: Mausbach, Michael; Krautz, Reiner; Schneider, Josef; Heller, Peter, die anderen Aktiven waren alle in der Wehrmacht unsere Heimat zu schützen ... Um den Einsatz zu verstärken, hatten wir nun eine Gruppe Mädel ausgebildet, die zu jeder Zeit zu erreichen waren. Verschiedene sind auch schon im Einsatz gewesen und haben sich mit Zufriedenheit bewährt. Es waren 12 Mädel: Holtapfel, Loni; Krautz, Ina; Bauer, Gretchen; Brand, Anna; Pingen, Katharina; Willschrei, Maria; Beusch, Sibilla; Hölzel, Maria; Senior, Maria; Esser, Maria; Heinrichs, Maria, Kleefisch, Maria."


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